Gottesacker

Der Begriff Gottesacker ist eine antiquierte Bezeichnung für den Friedhof, die über das Mittelalter hinweg bis in die Neuzeit zum Einsatz kam. Die Gleichsetzung einer Begräbnisstätte mit einem Gott geweihten Feld oder Acker liegt in Westeuropa in der Tradition begründet, dass ab dem frühen Mittelalter die kirchlichen Autoritäten vor Ort die Bestattung eines Leichnams übernahmen. Durch die Ausbreitung der christlichen Religion war zu diesem Zeitpunkt die Nähe Gottes nach dem Tod das erstrebenswerte Ziel eines jeden Menschen, der dieses bereits durch eine fromme Lebensweise zu Lebzeiten begünstigen wollte. Um direkt nach dem Tode Gott nah zu sein, war es bis ins hohe Mittelalter üblich, den Friedhof unmittelbar neben dem kirchlichen Gebäude im Ortskern zu errichten, wofür ein einfaches Feld oder ein Acker hergerichtet wurde. Der Abschied vom Begriff Gottesacker fand allmählich im Laufe der Jahrhunderte statt ist mit der räumlichen Trennung von Friedhof und Kirche zu begründen. Dieser wurde vor allem im Spätmittelalter durch die Pest und andere Seuchen notwendig, um die lebende Bevölkerung nicht durch einen Gottesacker im Herzen des Ortes gesundheitlich zu gefährden. Da viele Friedhöfe heute nicht mehr unter kirchlicher Obhut stehen, sondern einem städtischen oder privaten Friedhofsträger unterstehen, wäre für alle Anlagen dieser Art der Begriff Gottesacker zudem sachlich nicht mehr angemessen.